Diese Zeit um das Jahr 2000 stand für die vergeblichen Bemühungen, die deutsche Geschichte abzureißen und reinzuwaschen. Damalige Skandale wie die Schwarzgeldaffäre der CDU und die Debatte zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter wurden in der Öffentlichkeit diskutiert und fanden ihren Ausdruck auch in den unzähligen Waschvorgängen und lebendigen Diskussionen unserer Kunstaktion wieder. Ein weiteres wichtiges Thema in unserer Arbeit war der allgemeine Umgang mit dem öffentlichen Raum als Kommunikationsort, der in der Form schon damals im Zuge von Privatisierung und Überwachung mehr und mehr verschwand. weiss104 fand an so einem Ort statt: ein ehemaliger „freier“ Ort, mitten im Herzen von Berlin, an dem bis vor der Errichtung des ersten deutschen Nationaldenkmals ( Kaiser Wilhelm I.) immer eigene Gesetze galten. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Schloss waren die Bewohner*innen der Häuser auf der Schlossfreiheit, wegen des schlammigen Untergrunds, von vielen Auflagen und Steuern befreit. Bis weit in die Wilhelminische Zeit hinein befand sich dort auch eine der Flussbadeanstalten von Berlin. Somit schon immer ein Ort der Kommunikation, an dem immer schon die Wäsche aufgehängt wurde und sich die Berliner*innen in der Spree wuschen. Und hier schließt sich für uns der Kreis.
Wir beobachten mit Interesse die Bemühungen, ein neues Flussbad auf der Spree zu errichten, und unterstützen dies mit Freude. Unser Beitrag zu der Flussbad-Auktion ist ein von uns signiertes T-Shirt, das extra dafür als Unikat gedruckt wurde. Eine Erinnerung an unser Kunsthappening, das einem vierwöchigen Festival glich, an dem Tausende Besucher*innen ihre schmutzige Wäsche vor dem Kanzleramt und dem Palast der Republik reingewaschen haben.