Ein Programm für die Stadt

FLUSS BAD BERLIN ist ein zukunftsorientiertes Stadtentwicklungsprojekt zur Reaktivierung des heute weitgehend ungenutzten Spreekanals im Herzen des historischen Berlins. Mit FLUSS BAD BERLIN wird die Stadtmitte neu erlebbar: für Spaziergänger*innen, Naturfreund*innen, Erholungssuchende und Sportbegeisterte. Dazu reinigt FLUSS BAD BERLIN das Spreewasser durch einen natürlichen Filter. Stadtbewohner*innen und Besuchende erhalten so die Möglichkeit, in das saubere Wasser einzutauchen und die Stadt aus einer weiteren Perspektive zu erleben und zu spüren. 

FLUSS BAD BERLIN ist ein zukunftsorientiertes Stadtentwicklungsprojekt zur Reaktivierung des heute weitgehend ungenutzten Spreekanals im Herzen des historischen Berlins. Mit FLUSS BAD BERLIN wird die Stadtmitte neu erlebbar: für Spaziergänger*innen, Naturfreund*innen, Erholungssuchende und Sportbegeisterte. Dazu reinigt FLUSS BAD BERLIN das Spreewasser durch einen natürlichen Filter. Stadtbewohner*innen und Besuchende erhalten so die Möglichkeit, in das saubere Wasser einzutauchen und die Stadt aus einer weiteren Perspektive zu erleben und zu spüren. 

Das städtebauliche Vorhaben FLUSS BAD BERLIN gliedert den Spreekanal in drei Abschnitte, die jeweils unterschiedliche Nutzungen ermöglichen und Funktionen erfüllen, jedoch eines gemeinsam haben: Sie befördern das ökologische und gesellschaftliche Stadtklima.

Entdecken: Naturnaher Wasserlauf

Zwischen Fischerinsel und Gertraudenbrücke liegt der erste Abschnitt, der zu einer Wasserlandschaft und ökologischen Regenerationszone für Flora und Fauna umgestaltet wird. Die entlang des Ufers gelegenen Flachwasserzonen bieten Lebens- und Reproduktionsräume für Fische, Insekten sowie Pflanzen und werden von einem Fußgängersteg auf Wasserniveau begleitet. Punktuell entstehen flache, begrünte Ufer-böschungen,  die Anwohner*innen und Spaziergänger*innen zum Ausruhen einladen. An einer Stelle, dem Historischen Fenster, drängt die Vergangenheit an die Oberfläche:  Die 

einst im Boden verborgene mittelalterliche Stadtmauer von Alt-Cölln wird hier freigelegt und wieder sichtbar. Ein neuer Aufenthaltsort entsteht an der östlichen Spitze der Fischerinsel: die Inselterrassen, von denen man über die hier 100 Meter breite Spree und auf die Schiffe des Historischen Hafens blicken kann.

Erforschen: Filterbereich

Zwischen Gertraudenbrücke und Auswärtigem Amt wird das Wasser auf natürliche Weise gefiltert. Für die natürliche Reinigung fließt es auf einer Strecke von 300 Metern langsam durch eine ein Meter starke Filterschicht aus Kies, die mit Schilf bepflanzt ist. Das Wasser sickert dabei langsam durch die Kiesschicht in die daruntergelegene Drainageschicht. Von dort aus läuft es gemächlich in den rund 1,5 Meter tiefer liegenden Schwimmbereich, wo gebadet werden kann. Ganz wichtig: Durch das Gefälle der Staustufe ist kein zusätzlicher Antrieb notwendig. Der natürliche Reinigungsprozess des Wassers kommt allein mithilfe der Schwerkraft in Fluss.

Dieser „Pflanzenfilter“ reinigt über einen mikrobiologischen Abbauprozess das Wasser von Keimen und Schwebstoffen, die im Wesentlichen bei Überläufen der Mischwasserkanalisation in die Spree eingeleitet werden. 

Solche sogenannten Einleitereignisse, die zu einer starken Verschmutzung des Wassers führen, treten in Berlin bis zu 30 Mal pro Jahr auf. Dabei kann die Verschmutzung für kurze Zeit extreme Werte annehmen, die so hoch sind, dass sie den biologischen Filterprozess überfordern würden. Dann werden der Filterprozess sowie die Zufuhr von (gereinigtem) Wasser in den Schwimmbereich für einen kurzen Zeitraum unterbrochen; geschwommen werden kann jedoch weiterhin. Um die zugrunde liegende Steuerung zu ermöglichen, wird die Qualität des Spreewassers laufend gemessen und durch ein Computermodell prognostiziert.

Damit die Schmutzwasserbelastung im Spreekanal von vornherein geringer ist, wird oberhalb der Schleusenbrücke ein Bewirtschaftungsbauwerk in das größte der in den Spreekanal mündenden Regenüberlaufrohre eingebaut. Damit kann der größte Teil des Abwassers, das sonst in den Spreekanal eingeleitet wird, zurückgehalten und sukzessive an die Klärwerke weitergegeben werden.

Eintauchen: Schwimmbereich

Eines der schönsten Flussbäder der Zukunft beginnt an der Wehrstufe bei der European School of Management and Technology Berlin, läuft am Auswärtigen Amt und am Humboldt Forum vorbei bis hin zur Nordspitze der Museumsinsel und lädt Besucher*innen zur Begegnung, zum Verweilen oder zum Schwimmen ein. Etwa 100 Jahre nach der Schließung der letzten Spree-Flussbäder wird dieser bisher weitgehend brachliegende Spreearm nun als öffentlicher Raum inmitten der Stadt nutzbar gemacht. Der mit gesäubertem Flusswasser versorgte Kanalabschnitt ist 835 Meter lang und zwischen 15 und 45 Metern breit. 

Das entspricht einer Fläche von 19 Olympischen Schwimm-becken (ca. 2,37 Hektar). Ins Wasser gelangen Badefreudige über Freitreppen: zwei an der ESMT Berlin und eine weitere am Humboldt Forum. 

Ein vierter Zugang befindet sich auf der Höhe des Bode-Museums. Dort schwimmen an der gegenüberliegenden Mauer, genauso wie an den Freitreppen an der ESMT Berlin, blickgeschützte Umkleiden und sanitäre Einrichtungen auf schmaler, hölzerner Konstruktion, knapp über Wasserniveau. Der Zugang zu Treppen, Stegen und Infrastruktur ist überall frei und kostenlos. An der nördlichen Spitze, wo der Spreekanal in die Spree mündet, begrenzt ein Abschlusswehr den Schwimmbereich. 

Die sinnliche Erfahrung der Zugänglichkeit des Flusses und des Schwimmens im gesäuberten Wasser wird wieder alltäglich und erlaubt eine andere Perspektive auf die historische Stadt. Das FLUSS BAD BERLIN schafft aber auch neue Ebenen der Nutzung, Wahrnehmung und Bedeutung. Es zeigt, was eine nachhaltige Stadtentwicklung vermag, wenn sie multifunktional, sozial integrativ sowie partizipativ gedacht ist und konsequent umgesetzt wird. Obendrein wird durch eine intelligente Nutzung der Ressourcen in Kombination mit begrenzten, effizienten baulichen Eingriffen dem Bedarf entsprochen, neue öffentliche Räume für die Berliner Stadtgesellschaft zu schaffen. Kurz: Mit FLUSS BAD BERLIN wird die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung der historischen Mitte Berlins durch einen lebenswerten Aspekt – einen sauberen Fluss – ergänzt. Die Attraktivität dieses hauptsächlich repräsentativ genutzten Stadtteils wird für Berliner*innen und Besucher*innen gestärkt und als Kulturlandschaft nachhaltig und langfristig gesichert.

Wenn sich der Fluss ändert, ändert sich die Nutzung.

FLUSS BAD BERLIN ist die Umwandlung, Reinigung und Aktivierung des bisher weitgehend ungenutzten Spreekanals in Berlin-Mitte sowie eine damit einhergehende Aufwertung der angrenzenden Stadträume. Im Fokus steht die Wiederbelebung bereits vorhandener, aber bisher ungenutzter natürlicher und (städte-)baulicher Ressourcen, die Säuberung des Flusses als zivilgesellschaftliche Errungenschaft sowie die Schaffung öffentlicher Zugänge zum Wasser. 

Die Idee, einen innerstädtischen inklusiven Freiraum zu schaffen, ist naheliegend, aber nicht selbstverständlich. FLUSS BAD BERLIN arbeitet an der Verwirklichung dieser konkreten Utopie für eine lebenswerte Stadt der Zukunft. Hier geht es um eine offene Gesellschaft, um Lebensqualität, Entschleunigung sowie Gewässerschutz.

Der Spreekanal, der an der Fischerinsel Richtung Südwesten von der breiteren Hauptspree abzweigt und am Bode-Museum wieder in diese einmündet, ist fast zwei Kilometer lang. Mit der Verlegung des Schiffsverkehrs auf die Hauptspree verlor der Kanal 1894 seine ursprüngliche Funktion als einziger und entsprechend betriebsamer Wasserweg quer durch die Stadt. Seit Abriss der Schleuse 1936 und der Tieferlegung mehrerer Brücken ist keine durchgehende Schifffahrt im Spreekanal mehr möglich. Somit dient der Kanal heute primär der Hoch- und Abwasserabfuhr. 

FLUSS BAD BERLIN wird den Kanal auf seiner gesamten Länge als öffentlichen Raum für die Erholung innerhalb des Zentrums neu erschließen und diese Verbindungsachse in Weiterführung der historischen Tradition als aktiven städtischen Raum wieder nutzbar machen. Das Naturerleben der Menschen in der Stadt wird gefördert und das gegenwärtige homogene Nutzungsangebot in der historischen Stadtmitte erweitert – die verschiedenen Nutzungen wirken zusammen. Insbesondere die Zugangsmöglichkeiten zum Wasser erhöhen die Qualität und die Attraktivität der existierenden öffentlichen Räume und Institutionen, die den Kanal über die gesamte Länge des Projektgebietes begleiten. FLUSS BAD BERLIN zeigt, was eine lebenswerte Stadt auch sein kann: eine naturorientierte und nicht-kommerzielle Nutzung des öffentlichen Raumes, die allen Menschen Teilhabe ermöglicht.

In der warmen Jahreszeit wird der Kanal als Badegewässer nutzbar sein. Im Winter kann er als Eissportfläche dienen. Über großzügige Freitreppen wird der gereinigte Bereich des Kanals, der bislang von hohen Mauern eingefasst war, für die Bürger*innen der Stadt wieder zugänglich sein. Diese neuen Flächen, die das Höhenniveau zwischen Mauer und Fluss durchbrechen, werden ganzjährig attraktive Treffpunkte sowie Zugangs- und Erholungsorte am Wasser sein. Zudem wird ein ruhiger Fußweg entlang des Spreekanals der Erholung dienen. Im Bereich der Fischerinsel verbindet sich dieser als Steg auf Wasserniveau symbolisch mit dem Gewässer.

FLUSS BAD BERLIN enthält zahlreiche Aspekte, die in Übereinstimmung mit den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung stehen (siehe Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden) und zeigt das Potential natur- und menschengerechter Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt Berlin auf. Und auch dem Aspekt der „sozialen Nachhaltigkeit“ wird FLUSS BAD BERLIN gerecht: Es wirkt inklusiv und damit den problematischen Trends Nutzungsentmischung und Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen entgegen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: FLUSS BAD BERLIN möchte keine herkömmliche Badeanstalt schaffen. Weder ist ein beaufsichtigter Badebetrieb, noch eine bauliche oder organisatorische Abgrenzung des Badebereiches vorgesehen. FLUSS BAD BERLIN stellt Schwimmer*innen lediglich eine Grundinfrastruktur zur Verfügung, dazu zählen – neben sauberem Wasser – Toiletten, Kaltwasserduschen, Umkleidebereiche und Schließfächer.

Gemeinsam für FLUSS BAD BERLIN

Die Projektidee wurde 1997 von den Künstlern und Architekten Jan und Tim Edler (realities:united) entwickelt und 1998 erstmals veröffentlicht. 2011 erhielt das inzwischen weiterentwickelte Projekt mit dem „Lafarge Holcim Award Europe“ eine der weltweit wichtigsten Auszeichnungen für nachhaltige Architektur- und Stadtentwicklungsprojekte. Ein Jahr später folgte der international vergebene „Global Holcim Award“ in Bronze.

2012 gründeten engagierte Bürger*innen, die von der Idee eines Flussbades für Berlins Mitte begeistert waren, den gemeinnützigen Verein Flussbad Berlin e.V., der sich seitdem für die Realisierung des Projektes einsetzt. Mittlerweile stehen gut 500 Mitglieder hinter dem Vorhaben. In den Jahren 2014 und 2015 führte der Verein mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin und zusammen mit Fachingenieuren eine erste Studie durch, welche die grundsätzliche technische Machbarkeit des Projektes bestätigte. Seit 2014 wird das FLUSS BAD BERLIN als „Nationales Projekt des Städtebaus“ vom Bund und der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwick-lung und Wohnen gefördert. Die Berliner Landesregierung hat FLUSS BAD BERLIN 2016 als stadtentwicklungspolitisches Ziel im Koalitionsvertrag verankert. 2017 wurde das Projekt vom Rat für Nachhaltige Entwicklung mit dem Qualitätslabel „Projekt Nachhaltigkeit 2017“ ausgezeichnet.

2019 hat der Berliner Senat mit der Festlegung des Stadtumbaugebiets „Umfeld Spreekanal“ den Startschuss für die Realisierung von FLUSS BAD BERLIN gegeben. Das neue Stadtumbaugebiet umfasst das gesamte Projektgebiet zwischen Fischerinsel und Monbijoubrücke. Mit der Ausweisung als Stadtumbaugebiet wird die Finanzierung für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen ermöglicht, mit denen unter weiterer Beteiligung und Mitwirkung der Öffentlichkeit neue, attraktive Stadträume für die breite Bevölkerung entlang des Spreekanals geschaffen werden. Vom Senat ebenfalls beschlossen wurde der Bau der ersten großzügigen Freitreppe als Wasserzugang am sonnigen Südwestufer des Kanals vor dem Humboldt Forum.

Dabei sein und mitmachen!

FLUSS BAD POKAL

Alljährlich an einem Sommersonntag findet seit 2015 der FLUSS BAD POKAL statt. Ist das Wasser an diesem Tag auch ohne den geplanten Filter schon sauber genug, kann ausgiebig im Spreekanal geschwommen werden. Nachdem ehrgeizige Schwimmer*innen beim Wettbewerb um den FLUSS BAD POKAL gekämpft haben, kann das Gebiet des zukünftigen Schwimmbereichs ganz entspannt schwimmend erkundet werden. 2018 nahmen über 500 Schwimmer*innen teil. 2019 musste der Pokal wegen zu starker Wasserverschmutzung entfallen und 2020 sowie 2021 wurde er wegen der Covid19-Pandemie vorsorglich abgesagt. 

FLUSS BAD GARTEN

Sie befinden sich genau hier. Geöffnet wird dieser Garten stets im Mai als Raum für Begegnungen und Ort, wo über das Projekt und den Prozess gesprochen und debattiert wird. Dazu finden zahlreiche Veranstaltungen statt. Besucher*innen können aber auch einfach unter den Lindenbäumen liegen und sich ausruhen. 

FLUSS LÄUFE

Diese regelmäßig stattfindenden Stadtspaziergänge führen entlang des 1,9 Kilometer langen Spreekanales, um das Projekt und dessen Zielsetzungen im direkten städtischen Umfeld zu vermitteln, die historischen Bezüge aufzuzeigen und um über den aktuellen Planungsstand zu informieren. Die FLUSS LÄUFE finden in der Regel monatlich statt, aber auch auf Anfrage, gerne auch auf Englisch oder Spanisch.

Ihnen gefällt das Projekt und die Idee, im Herzens Berlins in einem sauberen Fluss zu schwimmen und an dessen Ufern zu verweilen oder zu spazieren? Unterstützen Sie den Verein Flussbad Berlin e.V. mit einer Spende oder einer Mitgliedschaft. Bereits ab einem Jahresbeitrag von 30 Euro können Sie Mitglied werden. 

www.flussbad.berlin

Flussbad Berlin e.V.
GLS Bank
IBAN: DE62 430 609 671 143 215 900
BIC: GENODEM1GLS

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