Das Projekt
Die Idee
Wie ist die Idee von Fluss Bad Berlin entstanden?
Die Projektidee wurde 1997 von den Künstlern und Architekten Jan Edler und Tim Edler (realities:united, studio for art and architecture) entwickelt und 1998 erstmalig veröffentlicht. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, mangels damaliger Realisierungsperspektiven verschwand die Projektidee zunächst in der Schublade der Autoren. Erst als die Edlers für den Entwurf des FLUSS BAD BERLIN-Konzepts 2011 und 2012 mit dem Lafarge Holcim Award, einem der weltweit wichtigsten Preise für nachhaltige Stadtentwicklungs- und Architekturprojekte, ausgezeichnet wurden, gründeten sie 2012 mit dreizehn weiteren Fluss Bad Berlin Enthusiast*innen den gleichnamigen gemeinnützigen Verein. Damit wurde der Grundstein für eine breite zivilgesellschaftliche Initiative gelegt: Der Verein zählt inzwischen über 500 Mitglieder und wird von vielen Unterstützer*innen sowie von der Medienöffentlichkeit interessiert begleitet.
Was ist der derzeitige Stand?
Im Dezember 2019 beschloss der Berliner Senat, den Spreekanal und sein Umfeld zum „Stadtumbaugebiet“ zu erklären [siehe: Festlegung des Stadtumbaugebiets https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-2386.pdf], um eine Realisierung des Stadtentwicklungsprojekts zu ermöglichen. Das neue Stadtumbaugebiet „Umfeld Spreekanal“ umfasst das gesamte Projektgebiet des FLUSS BAD BERLIN zwischen Fischerinsel und Monbijoubrücke.
Maßgebliche Grundlage für den Senatsbeschluss war das städtebauliche Konzept für das Fluss Bad Berlin, welches zwischen 2014 und 2019 vom gemeinnützigen Verein im Rahmen einer Förderung im Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ und in enger Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Wohnen erstellt wurde.
Mit der Ausweisung des Stadtumbaugebiets wird die Finanzierung für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen ermöglicht, mit denen unter weiterer Beteiligung und Mitwirkung der Öffentlichkeit neue, attraktive Stadträume für die breite Bevölkerung entlang des Spreekanals geschaffen werden sollen. Die zahlreichen, bereits laufenden Planungsverfahren im Gebiet, welche das Projekt Fluss Bad Berlin räumlich, funktional oder inhaltlich berühren, sollen dabei einbezogen und koordiniert werden. Beschlossen wurde auch der Bau der ersten großzügigen Ufertreppe an der Schlossfreiheit als hochwertiger Aufenthaltsort am Wasser und als erster Wasserzugang zum Spreekanal, der zukünftig zum Schwimmen dienen wird. Die Fertigstellung der Freitreppe am sonnigen Südwestufer des Kanals vor dem Hauptportal des Humboldt Forums war für das Jahr 2023 geplant. Zur Austragung der Special Olympics 2023 in Berlin gäbe es somit auch einen barrierefreien Einstieg für die Athlet*innen in den Spreekanal, der als mögliche Wettkampfstrecke für die Austragung der internationalen Wassersportwettkämpfe vorgesehen ist. Im Frühjahr 2022 kam es zu Verzögerungen im Hinblick auf die Realisierung der geplanten Freitreppe. Die vorgesehene Fertigstellung bis zum Jahr 2023 ist daher aktuell noch ungewiss.
Der Ort und die Stadt
Warum wurde für Fluss Bad Berlin ein Ort in Berlins Mitte gewählt?
Ein Flussbad im historischen und kulturellen Zentrum der Stadt hat einen hohen symbolischen Wert: Es steht hier für die Wertschätzung der natürlichen Ressourcen und die Hinwendung der (Stadt-)Gesellschaft zum Wasser. So ist Fluss Bad Berlin ein sichtbares Zeichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Wie passt Fluss Bad Berlin zur Museumsinsel?
Die Bauten und Sammlungen der Museumsinsel gehen auf die Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution zurück. Damals ging es um die Ideale der Aufklärung: Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit. Auch Fluss Bad Berlin lädt dazu ein, Werte zu teilen: Nachhaltigkeit, Diversität, Gemeinschaft. In diesem Sinne ergänzt das Projekt gut die Museumsinsel.
Trägt Fluss Bad Berlin zur Gentrifizierung der Berliner Mitte bei?
Die Gentrifizierung der Berliner Mitte liegt in erster Linie in der Boden- und Immobilienspekulation begründet. Fluss Bad Berlin richtet sich nicht an Bevölkerungsgruppen, die von vornherein Vorteile durch Einkommen, Bildung oder soziale Herkunft besitzen. Es schafft ein Gegengewicht zur Privatisierung vormals öffentlicher Flächen und dem Wegfall einst genutzter Brachflächen. Dabei ist davon auszugehen, dass das Nutzungsangebot auch große Anziehung auf viele Bürger*innen haben wird, die nicht in der historischen Mitte wohnen. Denn für zahlreiche Berliner*innen wird der Spreekanal das nächstgelegene zum Schwimmen nutzbare Gewässer sein, das nicht an Eintrittspreise gebunden ist. Indirekt – und das ist das Dilemma jeder Stadtentwicklungsmaßnahme, die eine lokale Verbesserung der Lebens- oder Wohnqualität bewirkt – kann aber die gestiegene Attraktivität zu einer erhöhten lokalen Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen führen. Hier ist es Aufgabe der Politik, dem Preisanstieg durch regulative, politische Instrumente entgegenzuwirken.
Braucht Berlins Mitte einen weiteren öffentlichen Außenraum?
Mangel an grün-blauen Erholungsräumen
Das Angebot an grünen oder „blauen“, d.h. in diesem Fall sogar zum Schwimmen nutzbaren, Flächen ist in der Stadtmitte geringer als in vielen anderen Stadtbezirken. Für mehr als eine halbe Million Berliner*innen wird das FLUSS BAD BERLIN die am nächsten gelegene zum Schwimmen nutzbare Wasserfläche sein. Als grünes Band am Wasser schafft das Flussbad neue Bewegungsmöglichkeiten sowie dringend gebrauchte Erholungs- und Begegnungsorte für eine zunehmend verdichtete Stadt.
Ausgleichs- und Ergänzungswirkung, Symbolwirkung
Fluss Bad Berlin gibt im Kontext der historischen Stadtmitte und auch der Museumsinsel wichtige Impulse. Gerade die historische Mitte mit ihrer Konzentration auf Behörden und touristisch attraktive Museen verfügt über wenig kostenlose „Alltagsangebote“ für die Stadt. Dadurch sinkt die Attraktivität für die Wohnbevölkerung, sofern kein Ausgleich geschaffen wird.
Verbesserung des Mikroklimas
Der „Berliner Atlas zur Umweltgerechtigkeit“ stellt für den Bezirk Mitte im Bereich der Spreeinsel eine hohe bis sehr hohe thermische Belastung sowie Luft- und Lärmbelastung fest. Diese Gegend ist also dreifach beeinträchtigt. Ein hochwertiger grüner Außenraum entlang des Spreekanals, wie Fluss Bad Berlin ihn plant, verbessert das Mikroklima und verringert die Luftbelastung. Innerstädtische Naherholungsräume führen auch zu einer Reduzierung des Verkehrs und zu weniger Lärm.
Trägt Fluss Bad Berlin zur „Übernutzung“ der Berliner Mitte bei?
Die Museumsinsel und das Humboldt Forum ziehen jährlich mehrere Millionen Besucher*innen an. Die besonders frequentierten zentralen Bereiche der Spreeinsel wie der Lustgarten oder der Boulevard Unter den Linden werden geschont, da die Wasserzugänge dezentral im nördlichen und südlichen Schwimmbereich gelegen sind. Der dazwischen gelegene museale Bereich wird daher nicht weiter belastet. Zudem sind dadurch die benachbarten Wohngebiete gut an das Fluss Bad Berlin angebunden.
Welche Vorteile haben die Bewohner*innen Berlins von Fluss Bad Berlin?
Berlins Mitte ist nicht mehr so vielfältig, lebendig und offen für alle, wie es einmal war. Die Konzentration auf kulturelle Angebote hat wenig mit der Alltagsrealität der Berliner*innen zu tun. Fluss Bad Berlin gibt der Bevölkerung wieder mehr Grund, in die Mitte der Stadt zu kommen. Es entsteht ein attraktiver Stadtraum, wo man sich aufhalten, entspannen und bewegen kann und dabei – ohne erhobenen Zeigefinger – etwas über Nachhaltigkeit und den gewinnbringenden Umgang mit natürlichen Ressourcen lernt.
Die Geschichte des Spreekanals und seiner Nutzung
Wofür wurde der Spreekanal geschaffen und was ist seine Funktion heute?
Der Spreekanal ist eine der ältesten Wasserstraßen Berlins. Im Laufe seiner langen Geschichte hatte er verschiedene Funktionen. In der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln war er lebensnotwendiger Handelsweg, Energielieferant (über seine Mühlen) und diente als Graben vor der Stadtmauer zur Verteidigung. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert stellte der Kanal den Hauptverbindungsweg für Schiffe durch die Stadt dar. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Spreekanal städtische Flussbadeanstalten, deren letzte 1925 geschlossen wurde. Erst die Eröffnung der Mühlendammschleuse im Jahr 1894 machte die östlich der Insel verlaufende Hauptspree für den Schiffsverkehr nutzbar. Heute übernimmt der Spreekanal vor allem die Funktion der Hoch- und Abwasserzufuhr.
Was bedeutet es, dass der Spreekanal als Bundeswasserstraße ausgewiesen ist?
Die aktuelle Widmung als „Bundeswasserstraße“ bedeutet zweierlei: Zum einen ist der Bund für dieses Gewässer zuständig, zum anderen handelt es sich rein nominell um einen Verkehrsweg für Schiffe (auch wenn er in der Praxis nicht mehr dafür benutzt wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass darin nicht geschwommen werden darf. Ein Verbot besteht nur vor oder hinter Brücken.
Der Bund könnte den Spreekanal, der bereits heute nicht mehr durchgängig von Schiffen befahren werden kann, entwidmen oder umwidmen und die Verwaltung an das Land Berlin abgeben. Allerdings stellt sich dann die Frage, wer die Unterhaltskosten für den Kanal übernimmt. Darin besteht zwischen Bund und Land noch keine Einigkeit.
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Der Verein
Welche Ziele verfolgt der Verein?
Ziel des gemeinnützigen Vereins ist, den Entstehungsprozess des Projektes Fluss Bad Berlin bis zur Fertigstellung zu begleiten. Zum einen vertieft er die Ausarbeitung der Projektidee und arbeitet konzeptionell an der Fort- und Weiterentwicklung. Zum anderen übernimmt der Verein die Vermittlungsarbeit und stärkt das Vorhaben in seiner Sichtbarkeit. Er sucht den Dialog zu allen Beteiligten, einer breiten Öffentlichkeit, den Anwohner*innen und den zukünftigen Nutzer*innen. Ebenso arbeitet der Verein aktiv mit der Berliner Senatsverwaltung, Anrainerprojekten und Institutionen zusammen.
Warum sollte ich in den Verein eintreten?
Mitglieder und ehrenamtliche Unterstützer*innen bilden das Fundament des Vereins; insbesondere für die Vermittlung des Projekts in der Öffentlichkeit. Sie sind beispielsweise bei Aktionen, externen Veranstaltungen und bei den sogenannten Fluss Läufe durch das Projektgebiet aktiv. Mitglieder geben Fluss Bad Berlin eine eigene Stimme.
Planung, Förderung und Realisation
Förderung und Finanzierung
Welche öffentlichen Fördermittel hat Fluss Bad Berlin bislang erhalten?
Im Juni 2014 konnte mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin in Höhe von 110.000 Euro die Herstellung einer vertiefenden Konzeption und eines hydrologischen Gutachtens beauftragt werden. Die grundsätzliche technische Machbarkeit des Projektes wurde darin bestätigt.
Zwischen 2014 und 2018 wurde der gemeinnützige Verein Flussbad Berlin e.V. im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ mit vier Millionen Euro zur Entwicklung und Vermittlung des Vorhabens durch Bund und Land gefördert. Seit 2019 besteht die Zusage einer Anschlussförderung bis Ende 2023 aus demselben Förderprogramm mit 1,75 Millionen Euro für die weitere Prozessbegleitung. Das Bezirksamt Mitte förderte den Fluss Bad Pokal in 2019 mit 20.000 Euro aus dem Programm „Sauberes Berlin“. Für 2020 und 2021 erhielt der Verein darüber hinaus Fördermittel vom Abgeordnetenhaus (100.000 Euro) zur Unterstützung des Geschäftsstellenbetriebs sowie von Bund und Land für den Weiterbetrieb und den Rückbau des Testfilters in Höhe von 360.000 Euro. Der Weiterbetrieb des Fluss Bad Gartens wurde in 2020 mit 100.000 Euro von Bund und Land unterstützt, seit 2021 wird er aus dem Programm „Lebendige Zentren und Quartiere“ gefördert (2021 und 2022 zusammen 159.980 Euro).
Wofür wurden diese Fördermittel verwendet? Wie viel Geld wurde in den letzten 22 Jahren verausgabt für das Projekt Fluss Bad Berlin?
Die Entwicklung der Konzeptidee begann als eine privat initiierte und finanzierte Initiative im Jahr 1997. Für diese ersten Jahre – vor Beginn der öffentlichen Förderungen – verfügt der Verein Flussbad Berlin e.V. über keine Gesamtübersicht der von allen Stellen verausgabten Mittel. Präzise darstellbar sind die öffentlichen Mittel, die der Verein Flussbad Berlin e.V. seit 2014 erhalten und verausgabt hat und die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicher den größten Teil der Ausgaben ausmachen . In jenem Jahr fand erstmalig eine Bearbeitung des Konzepts durch Fachingenieure statt, die aus Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin finanziert wurde. Ab diesem Zeitpunkt und bis Ende des Jahres 2021 erhielt und verausgabte der Verein 5,75 Millionen Euro aus zweckgebundenen öffentlichen Mitteln, die vom Bund, dem Land, dem Bezirk Mitte und der LOTTO-Stiftung Berlin gegeben wurden.
Gibt es eine belastbare Kostenschätzung? Wer wäre für die Kostenschätzung zuständig?
Die Kostenprognose beruht auf der 2018 vorgelegten vertiefenden Konzeption für das Fluss Bad Berlin. Die Brutto-Gesamtkosten für Planung und Realisierung wurden hierfür von einem auf Wasserbauplanung spezialisierten Ingenieurbüro mit insgesamt 68,6 Millionen Euro berechnet. Eine reguläre Kostenschätzung bedarf einer abgeschlossenen Vorplanung, die im Rahmen der 2021 angelaufenen Gebietssteuerung beauftragt werden soll. Bei der Zahl ist zu beachten, dass gegenwärtig Anstrengungen zur Optimierung des Konzepts das Ziel einer wesentlichen Verringerung der Kosten verfolgen. Bei der Kostenprognose ist auch zu beachten, dass die Abgrenzung zwischen dem Projekt FLUSS BAD BERLIN und anderen Aufwendungen, die sowieso, auch ohne eine Realisierung des Projektes anfallen werden oder die an sich sinnvoll sind, unscharf ist. Das betrifft z.B. Kosten für die anstehende Sanierungen und Modernisierungen der hier bestehenden baulichen Anlagen (Wehranlage, Mischwasserkanalisation, Uferwände, Kampfmittel Gewässersohle, etc.).
Was ist von anderslautenden Kostenschätzungen, die in der Presse kursieren, zu halten?
Wann wird es Aussagen zu den Kosten des laufenden Betriebs geben?
Eine Abschätzung der Betriebskosten für das Flussbad liegt bisher nicht vor. Die Betriebskosten sind stark abhängig von verschiedenen Faktoren: Das sind zum einen die planerischen und technischen Lösungen des Projektes und zum anderen die faktischen Betriebsszenarien. Für eine sinnvolle Ermittlung bedarf es einer Klärung der betrieblichen Anforderungen; eine Ermittlung der Betriebskosten erachten wir deswegen bislang als nicht sinnvoll und zielführend. Mit der Überführung der vorliegenden städtebaulichen Konzeption in eine Planung sollen auch die zu erwartenden Betriebskosten ermittelt werden. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass auch der jetzige Kanal Betriebs- und Unterhaltungskosten verursacht.
Politisch-städtebaulicher Prozess
Warum gibt es keinen runden Tisch zum Projekt mit allen Beteiligten?
Seit 2018 gibt es etwas Ähnliches wie einen Runden Tisch. Seine Notwendigkeit ist unbestreitbar: Denn für die Vorbereitung eines geeigneten Planungs- und Realisierungsverfahrens für FLUSS BAD BERLIN ist eine Vielzahl von verwaltungs- und bereichsübergreifenden Aspekten zu klären. Basierend auf dem Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses („Das Flussbad Berlin zum Fließen bringen“) vom 30.11.2017 wurde im folgenden Jahr ein Arbeitsgremium zum Projekt unter dem Vorsitz der damaligen Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher (Die Linke), ins Leben gerufen. Dieses besteht aus zwei Teilen: einer Lenkungs- und einer Projektgruppe. In der Lenkungsgruppe sollen grundlegende Entscheidungen getroffen, Weichenstellungen vorgenommen und Arbeitsaufträge formuliert werden. Die Projektgruppe soll die Umsetzung und die koordinierte, ressortübergreifende Zusammenarbeit leisten sowie die Sitzungen der Lenkungsgruppe vorbereiten. Die Lenkungsgruppe setzt sich zusammen aus Repräsentant*innen des BMI, BMVI, GDWS, SenSW, SenUMVK, SenEuropa, Bezirk Mitte, SPK, WSA, Oberste Denkmalschutzbehörde und Flussbad Berlin e.V. Anlass- und themenbezogen werden weitere Vertreter*innen hinzugezogen.
Warum wurde das Planfeststellungsverfahren noch nicht eingeleitet?
Die Beauftragung der Planung und Einleitung des Planfeststellungsverfahrens sind gegenwärtig noch nicht möglich. Bis zur Beauftragung der Planung mit Genehmigungsreife müssen zwingend diverse Klärungen vollzogen sein. Insbesondere müssen gesetzliche Normen (wie die Badegewässerverordnung), an wesentlichen Stellen und mit einer Perspektive, die über dieses konkrete Projekt räumlich und zeitlich hinausreicht, modernisiert werden. Außerdem sollten grundlegende Festlegungen bezüglich der Rollenverteilung bzw. Trägerschaft des Bauprojekts getroffen werden.
Baumaßnahmen
Welche Baumaßnahmen sind für die Realisierung von Fluss Bad Berlin erforderlich?
Die baulichen Veränderungen, die für das Fluss Bad Berlin gedacht sind, sind in ihrem Umfang gering: Im Bereich der ESMT (ehemaliges Staatsratsgebäude der DDR) werden anstelle der östlichen Ufermauer zwei Zugänge zum Wasser geschaffen. Nach Abschluss der Sanierung des Pergamonmuseums soll gegenüber vom Bode-Museum ein weiterer – zunächst provisorischer – Zugang entstehen. An beiden Zugängen wird ein Ponton Floß verankert. Auf Höhe der Friedrichsgracht wird der Pflanzenfilter in den Kanal eingebaut. Ein bestehendes Regenüberlaufrohr wird durch ein Bewirtschaftungsbauwerk zum Speicher ertüchtigt. Weitere Maßnahmen sind optional oder noch zu definieren. Zu bestimmen ist z.B. ob das Wehr am Auswärtigen Amt aus dem Jahr 1938 durch einen Neubau ersetzt werden sollte oder nur technisch ertüchtigt werden sollte. Gleiches gilt für Maßnahmen zur weiteren Modernisierung des Regenüberlaufsystem der Kanalisation.
An welchen Stellen soll es Zugänge zum Wasser geben?
Kann die derzeit im Bau befindliche Treppe am Humboldt Forum, die oberhalb des Wassers endet, in Zukunft ins Wasser hinein „verlängert“ werden?
Die Treppe am Humboldt Forum wird nicht durch Flussbad Berlin e.V. geplant und gebaut, sondern durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Bislang gibt es keine Planung, ob und wie man an die Treppe eine in das Wasser führende (Holz-)Verlängerung anschließen könnte. Wir halten es allerdings für dringend erforderlich, die Hinzufügung weiterführender Treppenteile zum Wassereinstieg bereits jetzt gestalterisch, funktional, technisch und genehmigungsrechtlich zu untersuchen und zu lösen, um nicht unnötig Entwicklungsperspektiven zur blockieren, selbst wenn heute keine entsprechenden Planungen bestehen. Entsprechende Stellungnahmen des Vereins zum Planungsprozess wurden an die Senatsverwaltung übermittelt.
Betrieb
Birgt das Schwimmen im Fluss Bad Berlin Gefahren?
Das Schwimmen im Spreekanal wird mit keinen besonderen Gefahren oder Risiken verbunden sein. Im Gegenteil gehen wir davon aus, dass die Gefahr, dass man versehentlich in Wasser mit zu hoher Keimbelastung gerät (was bei einem normalen Badegewässer durchaus der Fall sein kann), hier dank der engen Überwachung geringer ausfallen sollte.
Was aber eine Besonderheit des Spreekanals im Vergleich zu anderen natürlichen Gewässern ist, ist das Fehlen von Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten über längere Abschnitte wegen der hohen, senkrechten Uferwände. Fluss Bad Berlin plant deshalb eine Anzahl von Ausruhplattformen unter Wasser, falls Schwimmer*innen die Kondition fehlt
Darüber hinaus gilt aber, dass jedes natürliche Gewässer, das zum Schwimmen freigegeben ist, an sich die Gefahr des Ertrinkens birgt – bedingt etwa durch mangelnde Schwimmkenntnisse oder plötzlich auftretende gesundheitliche Probleme (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall). Aber daraus zieht die Allgemeinheit oder die Kommune nicht die Konsequenz, die Nutzung der entsprechenden Gewässer zu verbieten, sondern versucht, besondere Gefahrenpunkte für Leib und Leben zu entschärfen und Barrieren zu beseitigen.
Wer ist für den Betrieb des späteren Flussbades zuständig?
Vorerst verfolgen wir, der Verein Flussbad Berlin e.V., das Ziel, die Planungen auch umzusetzen. Ob der Verein selbst Träger eines realisierten Flussbades wird, ist offen und im weiteren Planungsprozess zu klären. Dabei ist klar, dass es einen abgetrennten Betrieb deshalb nicht geben kann, weil wesentliche technische Systeme und Einflussgrößen – z.B. die Steuerung der Wehre und der Betrieb der Anlagen des Abwassersystems – nicht aus ihren jeweils sehr viel größeren betriebstechnischen und -wirtschaftlichen Kontexten herausgelöst werden können. Hier müsste der Weg umgekehrt erfolgen: Die Belange des Flussbad-Betriebs müssten koordiniert von diesen Bereichen mit übernommen werden. Nur die überschaubar wenigen und klar abtrennbaren Betriebsaspekte (z.B. der Betrieb von speziellen Anlagenteilen, wie den Umkleidekabinen und den Wasserzugangsstegen oder die Überwachung der Sicherheit des Badebereichs) sollten in einer eigenständigen Institution zusammengefasst werden.
Zu klären ist, wer für die Folgekosten des Betriebs und des Managements (beispielsweise der Wartung und Instandhaltung des Kanals) zuständig ist, die heute vom Bund getragen werden.
Welche Infrastruktur wird das Fluss Bad Berlin besitzen? Wo kann ich mich umziehen, meine Sachen lassen, mich ausruhen?
Fluss Bad Berlin verfolgt das Grundkonzept, die zugehörigen Infrastrukturen möglichst einfach und anwendungsorientiert zu halten. Umkleiden, Duschen, WCs und Schließfächer werden auf hölzernen Pontons an der Uferwand eingerichtet, unmittelbar angrenzend an die getreppten Wasserzugänge.
Denkmalschutz
Welche denkmalgeschützten Bauwerke gibt es im Bereich von Fluss Bad Berlin?
Im Projektgebiet befindet sich eine große Anzahl von Baudenkmälern. Das wichtigste von ihnen ist die Museumsinsel, die 1999 als Gesamtensemble von Gebäuden und Freiflächen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Damit unterliegt sie mitsamt einer umliegenden Pufferzone einem besonderen Schutz. Weitere denkmalgeschützte Bauwerke entlang des Projektgebiets sind beispielsweise die historische Jungfernbrücke, das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR, der Sockel des einstigen Nationaldenkmals Kaiser Wilhelm vor dem Humboldt Forum, die Schlossbrücke, das Zeughaus (Sitz des Deutschen Historischen Museums) und die Ufermauer des Kanals. Diese außergewöhnlichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen wurden bei den Planungen für das Fluss Bad Berlin berücksichtigt. Dafür hat der Verein Flussbad Berlin e.V. eine umfangreiche Dokumentation aller Denkmale und Ensembles im Projektgebiet erstellen lassen, auf dessen Grundlage Lösungsvorschläge für denkmalpflegerische Bedenken erarbeitet wurden.
Inwieweit berührt die Realisierung von Fluss Bad Berlin denkmalgeschützte Bauwerke?
Fluss Bad Berlin ist sich der Verantwortung in diesem historisch sensiblen Bereich der Stadt bewusst. Das Projekt geht in seiner Planung und Gestaltung respektvoll mit den denkmalgeschützten Bauwerken um. Der ursprüngliche Vorschlag, eine zentrale Freitreppe am Lustgarten zu errichten, wurde aufgrund denkmalpflegerischer Einwände zurückgestellt. Stattdessen wird nun ein dezentrales Wasserzugangskonzept verfolgt, welches im südlichen Schwimmbereich Freitreppen am Humboldt Forum und an der ESMT Berlin vorsieht. Ein weiterer Wasserzugang ist im nördlichen Ende des Badebereichs vorgesehen. Gegenüber vom Bode-Museum ist ein schmaler schwimmender Ponton vor der Ufermauer geplant, der ja der aktuellen Nutzung eines Schiffahrtkanals entspricht. In der Pufferzone der UNESCO-Weltkulturerbestätte Museumsinsel und am Lustgarten ist der Umfang der sichtbaren und dauerhaften Eingriffe somit nur minimal.
Inwiefern kann die Denkmalpflege von Fluss Bad Berlin profitieren?
Bauwerke müssen für die Gesellschaft attraktiv gehalten oder gemacht werden, wenn sie erhalten werden sollen. Um sie für weitere Generationen zu bewahren, ist neben der Erhaltung ihrer Substanz eine sozio-kulturelle Einbindung nötig. Hier könnte man den Grund für die Fehlentwicklung, dass die Stadtmitte hauptsächlich zu einem touristischen Anziehungsort wurde, finden - zu Lasten ihrer lokalen und alltäglichen Funktion und Bedeutung. Indem Fluss Bad Berlin zur Identifikation der Bürger*innen mit diesem Ort beiträgt, unterstützt es das Anliegen, den historischen Ort als Teil einer lebendigen Stadt zu pflegen und zu erhalten.
Ökologie
Ökologische Ziele
Welchen ökologischen Beitrag kann FLUSS BAD BERLIN leisten?
Die Verschmutzung der Gewässer ist weltweit ein großes Problem. Viele Flüsse, Seen und Kanäle sind stark mit Schadstoffen belastet. Deutschland und Berlin bilden dabei keine Ausnahme. Im Jahr 2019 erfüllte kein deutsches Bundesland die im Jahr 2000 formulierte Selbstverpflichtung aller EU-Mitgliedsstaaten, die Gewässer in einen „guten Zustand“ zu versetzen. FLUSS BAD BERLIN leistet zwar nur einen kleinen Beitrag, jedoch einen mit großer Strahlkraft. Mit den Maßnahmen zur Reduktion von Mischabwassereinleitungen und dem natürlichen Pflanzenfilter ist es ein Modellprojekt für die Verbesserung der Wasserqualität. Außerdem trägt FLUSS BAD BERLIN zu einer ökologischen Wiederbelebung der Uferzonen bei, speziell im Bereich der Fischerinsel. Pflanzenbestandene Bereiche und Flachwasserzonen, die zur Verbesserung der Struktur- und Wasserqualität dienen, wirken sich zusätzlich positiv auf das Mikroklima aus. Diese neuangelegten Bereiche bieten verbesserte Lebensräume für Pflanzen und Tiere inmitten einer zunehmend nachverdichteten Innenstadt. Das Projekt verbessert alles in allem die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Innenstadt, insbesondere die Möglichkeit, naturnahe Erfahrungen machen zu können. Diese neue Möglichkeit kann auch das Bedürfnis der Stadtbewohner*innen verringern, am Wochenende oder Feierabend der Stadt entfliehen zu müssen.
Wie ist das Projekt im Kontext des Klimawandels zu bewerten?
Mit der flächendeckenden Urbanisierung und dem anhaltenden Wachstum der Großstädte nehmen Wasser- und Luftverschmutzung und die Gefahr durch Überhitzung zu. Dicht besiedelte Großstädte, wie z.B. Berlin, werden die Folgen extremer Wetterereignisse und steigender Temperaturen stark zu spüren bekommen. Durch eine hitzeangepasste und wassersensible Stadtentwicklung kann die Lebensqualität in Berlin trotz klimatischer Veränderungen und innerstädtischer Nachverdichtung erhalten bleiben – ja, sogar gesteigert werden. Denn ausreichende Grün- und Erholungsflächen in den Städten schaffen kühlende Rückzugsorte in den heißen Sommermonaten. Pflanzenbestandene Wasserflächen, sogenannte Urban Wetlands, tragen dabei besonders effektiv zur Kühlung des Stadtklimas bei. Darüber hinaus schafft die Möglichkeit des individuellen Eintauchens in das Spreewasser auch eine subjektiv gefühlte Abkühlung. Das Projekt Fluss Bad Berlin setzt diese, der Resilienz dienenden Ziele im hitzeanfälligen Zentrum der Stadt um und demonstriert dabei die Potentiale einer hitzeangepassten Stadtentwicklung. Mit einer durchgängigen Wegeverbindung entlang des gesamten Spreekanals kann Fluss Bad Berlin darüber hinaus einen Beitrag zu einer rad- und fußverkehrsfreundlichen Stadtmitte leisten.
Welchen Beitrag leistet Fluss Bad Berlin für die Wasserqualität der gesamten Spree?
Fluss Bad Berlin hat sich die ökologische und wasserhygienische Verbesserung des Spreekanals zum Ziel gesetzt. Dazu zählt der natürliche Pflanzenfilter, der das Wasser biologisch reinigt sowie das geplante Bewirtschaftungsbauwerk, welches als größter Regenüberlaufspeicher bei Starkregen 4.500 Kubikmeter Abwasser zurückhält. Diese Maßnahmen bewirken eine direkte Verbesserung der Wasserqualität gemäß der EU- Wasserrahmenrichtlinie in diesem Spreeabschnitt. Der direkte Effekt dieses – räumlich begrenzten – Projektes für die Wasserqualität der gesamten Spree ist allerdings gering. Es kann nur ein kleiner Teil des Spreewassers, circa 0,5 Kubikmeter pro Sekunde, gefiltert werden. Außerdem werden Überläufe bei Starkregen aus der Kanalisation vor und auch hinter dem Spreekanal weiterhin nicht zu vermeiden sein. Demgegenüber hat das Projekt mögliche indirekte Effekte für eine gewässerökologische Verbesserung der gesamten Berliner Spree. Indem Fluss Bad Berlin das (hier saubere) Wasser körperlich erfahrbar werden lässt, rücken der Fluss und die mit ihm zusammenhängenden ökologischen Fragen in das Bewusstsein der Menschen. Die räumliche Konzentration der drei Abschnitte und die verschiedenen Funktionen des Projektes zeigen die Wirkungszusammenhänge zwischen Wasser, Stadt und Bewohner*innen auf. FLUSS BAD BERLIN macht die Ausgaben für den Gewässerschutz positiv sichtbar und wirbt für weitere Investitionen in den Gewässerschutz. Mittel- und langfristig kann damit eine ökologische Verbesserung der Flüsse in Berlin und darüber hinaus bewirkt werden.
Wird das Fischleben im Spreekanal beeinträchtigt?
Eine negative Beeinflussung des Fischlebens in der Spree ist durch die geplanten Maßnahmen nicht zu erwarten. Im Gegenteil – es werden verschiedene, ökologische Aufenthaltsorte geschaffen, die im stark umbauten Flusslauf der Innenstadt bislang nicht existieren. So entstehen durch den Bau des Filters Flachwasserzonen, die auch Lebensraum für diverse Tiere (Vögel, Fische und Kleinlebewesen) bieten. Da für den Badebetrieb im Spreekanal die Fließgeschwindigkeit meist verlangsamt sein wird, finden sie hier im Vergleich zur Hauptspree Rückzugsräume. Hinzu kommt, dass im Schwimmbereich die Schwebstoffkonzentration verringert ist: Das ermöglicht eine Ansiedlung von Arten, die eine höhere Wasserqualität benötigen.
Schmutzige Spree
Wie oft werden Abwässer in den Spreekanal eingeleitet?
Bei Starkregen wird die Kanalisation geflutet. Das führt dazu, dass sie die anfallenden Wassermengen nicht auf dem normalen Weg ableiten kann. Für diese Fälle sind die sogenannten „Einleitbauwerke“ vorgesehen, an denen dann ein Gemisch aus ~90% Regenwasser und ~10% Abwasser in die Spree „überlaufen“ und dem Kanalsystem Entlastung verschaffen. Mit diesem „Mischwasser“ wird also ungeklärtes Abwasser mit Fäkalien aus der Kanalisation in den Fluss transportiert. Im Bereich des Spreekanals gibt es zehn von diesen Überlaufstellen. Daten zur Mengenerhebung des eingeleiteten Mischwassers oder zur Häufigkeit der Mischwasserenleitung liegen nur über ältere Kanalnetzmodellierungen vor. Laut Modell verantwortet eine Einleitstelle bei etwa 10 Überlaufereignissen im Jahr 32.000 Kubikmeter Mischwasser, die anderen neun Einleitstellen leiten zusammen 13.000 Kubikmeter Mischwasser ein, die auf 4-6 Ereignisse verteilt sind. Diese Modellzahlen werden gerade unter Einbezug der trocknen letzten Jahre und eines aktualisierten Modells neu errechnet. Das große Überlaufbauwerk im Spreekanal, das für ca. 70 Prozent der jährlichen Belastungen im Abschnitt des Spreekanals verantwortlich ist, misst übrigens 1,8 Meter im Durchmesser. Diese Kanalstrecke könnte Stauraum für etwa 5.000 Kubikmeter Mischwasser werden. Überprüft wird diese Maßnahme im Moment durch Modellrechnungen der Berliner Wasserbetriebe. Ebenfalls relevant für Spreekanal ist der Zustrom aus Mischwasserüberläufen stromaufwärts. Dazu liegen echte Messwerte vor, die zeigen, dass es im Schnitt 2008-2013 etwa 16 Mischwasserüberläufe in der Hauptspree gab. Seit 2014 bis 2022 liegt dieser Durchschnitt nur noch bei ca. 6 Überläufen pro Jahr. Zurückzuführen ist dies sowohl auf Maßnahmen der Berliner Wasserbetriebe (Schaffung von Speichern/ Erhöhung der Überlaufschwellen) als auch auf einen Rückgang der Niederschläge.
Warum werden die Einleitungen der Abwässer nicht verhindert?
Durch das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe werden durchaus Anstrengungen unternommen, die Anzahl und Menge der Einleitungen zu reduzieren. Dafür werden diverse Maßnahmen kombiniert, die vor allem die anfallende Menge des Wassers verringern (z.B. Entsiegelung, Versickerung) oder die temporäre Speichermöglichkeiten schaffen.
Fluss Bad Berlin hat solche Maßnahmen zur Modernisierung der angrenzenden Kanalisation mitgedacht: die Errichtung eines Bewirtschaftungsbauwerks am Ende des größten Regenüberlaufrohres. Mit einem Volumen von ca. 5000 Kubikmetern ist es als zusätzlicher Abwasserspeicher nutzbar. Dadurch könnte an dieser Stelle schon der größte Teil (< 70 %) der Einleitungen in den Spreekanal verhindert werden.
Was wissen wir über Schadstoffe auf dem Grund des Spreekanals?
Der Grund des Kanals, die sogenannten Sedimente, sind bislang nicht vollständig untersucht worden. Allerdings wurden von uns und von anderen Projektträgern Proben genommen, z.B. zur Bestimmung des Belastungsgrades bzw. der Deponieklasse für das Sedimentmaterial. Dabei wurden keine außergewöhnlichen bzw. kritischen Belastungen des Kanalbodens festgestellt. Es ist zu beachten, dass für die Nutzung letztlich das Vorhandensein von belastenden Stoffen auf dem Grund des Flusslaufes an sich noch kein Problem darstellt, weil es keine Flachwasserbereiche gibt, sondern nur dann, wenn es auch zu erheblichen Rücklösungen käme, also das Wasser im Spreekanal durch Schadstoffe im Sediment erheblich belastet würde.
Saubere Spree
Wie gut ist die Wasserqualität der Spree?
Die von FLUSS BAD BERLIN kontinuierlich erhobenen Messergebnisse zeigen, dass der Spreekanal, abgesehen von den Starkregen- und Überlaufereignissen, überwiegend eine gute bis sehr gute Wasserqualität aufweist. Gemeint ist die Qualitätsbeurteilung in Bezug auf Badegewässer, die auf der normierten Untersuchung ausgewählter „Indikator“-Keime basiert. Stets konzentrieren sich die Untersuchungen auf zwei mikrobiologische Parameter: Escherichia-Coli-Bakterien und intestinale Enterokokken, welche auf mögliche fäkale Verunreinigungen hinweisen können. Bei Starkregen läuft die Abwasserkanalisation in die Spree über und leitet in kurzer Zeit erhebliche Mengen völlig ungeklärter Haushalts- und Industrieabwässer in den Fluss ein. Dadurch entstehen extreme Belastungsspitzen, bei denen die gültigen Grenzwerte der einschlägigen Keime um mehr als das 100-fache überschritten werden können. Neben der Verunreinigung infolge von Einleitungen nach Regenereignissen kann die Spree wie andere Badegewässer auch durch einen hohen Nährstoffgehalt und eine dadurch begünstigte temporäre Massenvermehrung von Algen und Bakterien wie den potentiell toxischen Cyanobakterien belastet sein. Allerdings ist dieses Phänomen eher für die stehenden Seen, als für Fließgewässer relevant.
Ist der Spreekanal als Badegewässer geeignet?
Eine abschließende Klärung dazu läuft noch. Aber es deutet sich an, dass alle Normen, die für Berliner Badegewässer gelten, auch für den Spreekanal erfüllt werden können. Methoden und Grenzwerte zur Beurteilung der Wasserhygiene von Badegewässern gelten prinzipiell auch für Gewässer, die von Abwasserbelastungen betroffen sind, also auch für den Spreekanal. Beispielsweise gilt auch der Wannsee als offizielles Badegewässer, obwohl er zu zwei Dritteln durch Wasser aus der Spree gespeist wird, das vorher durch Abwassereinleitungen verschmutzt wurde. Jedoch kann für den Wannsee der Nachweis erbracht werden, dass die dortige Keimbelastung unterhalb der Grenze liegt, die als gesundheitlich bedenklich gilt. Selbstreinigungsprozesse des Wassers, u.a. durch die Sonneneinstrahlung, haben hier die Keimbelastung reduziert.
Wie wird die Wasserqualität im Spreekanal sichergestellt?
Mit aufeinander abgestimmten Elementen und Verfahren kann der Spreekanal als Badegewässer genutzt werden.
Mehrere Maßnahmen sind dafür vorgesehenen wie die Verhinderung von Kanalisationseinleitungen in den Schwimmbereich und/oder die Reinigung des ankommenden Flusswassers durch einen Bodenfilter - gegebenenfalls ergänzt durch einen punktuell zugeschaltete UV-Nachbehandlung bei besonders hoher Keimbelastung.
Der zentraler und einzig unverzichtbare Bestandteil ist ein Echtzeit fähiges System zur Prognose der Wasserqualität im Zustrom. Denn die zentrale Idee ist nicht, dass eine hohe Wasserqualität zu allen Zeiten sichergestellt wird (was einen extremen Aufwand bedeuten würde), sondern dass zuerst und in jedem Fall jegliche Gefährdung der Nutzer*innen durch unzureichende Wasserqualität (oder andere Gefahren) ausgeschlossen wird, wofür die Nutzung notfalls kontrolliert für kurze Zeit unterbrochen wird (was übrigens auch in gewöhnlichen Badgewässern vorkommt).
Innerhalb dieses Systems sind die Maßnahmen, die zur Verbesserung der Wasserqualität führen, optional, austauschbar sowie skalierbar. Vermutlich werden diese auch erst nach Beginn der Nutzung als Badegewässer und auch nur schrittweise realisiert werden, wodurch sich die Nutzungsbedingungen durch die Addition der Effekte schrittweise verbessern können.
Welchen Richtlinien bezüglich der Badewasserqualität folgt Fluss Bad Berlin?
Fluss Bad Berlin orientiert sich an den Hygienebestimmungen der EU-Badegewässerrichtlinie und der darauf aufbauenden Berliner Badegewässerverordnung. Als Überwachungswerte gemäß EU-Badegewässerrichtlinie gelten vor allem mikrobiologische Parameter, wie intestinale Enterokokken und Escherichia Coli, die als Indikatoren für eine fäkale Verschmutzung dienen. Darüber hinaus sind weitere Parameter, wie Phytoplankton und Cyanobakterien sowie sonstige Verschmutzungen, zu berücksichtigen. Eine spezifische Definition der Untersuchungsauflagen für das Baden im Spreekanal werden in dem noch zu erstellenden Badegewässerprofil enthalten sein.
Welche Verunreinigungen kann der Filter reinigen?
Die von 2017 bis 2021gesammelten Ergebnisse (5 Jahre!) des Testfilters zeigen, dass der Filter die für die Sicherheit des Badebetriebs relevante Keimbelastung des Flusswassers um 70 bis 90 Prozent reduziert. Im Normalbetrieb klärt er auf diese Weise pro Sekunde etwa 250 bis 500 Liter Spreewasser. In den kurzen Phasen mit zu hoher Keimbelastung nach Überläufen der Kanalisation muss dieser Filterprozess entweder vorübergehend verlangsamt oder angehalten werden. Oder er kann dann durch eine zweite – dann technische – Reinigungsstufe per UV-Bestrahlung ergänzt werden. Der Filter reduziert zudem die Trübung des Wassers, was für die Zulassung des Spreekanals als Badegewässer ebenfalls sehr wichtig ist.
Wie geht der Filter mit multiresistenten Keimen und Medikamentenrückständen im Wasser um?
Multiresistente Keime zeichnen sich dadurch aus, dass Antibiotika ihnen gegenüber wirkungslos sind. Die Filterwirkung in einem Bodenfilter beruht aber auf einem andersartigen biologischen Ab- oder Umbauprozess, so dass die Antibiotikaresistenz der Keime den Abbauprozess im Filter nicht beeinträchtigt. Medikamentenrückstände hingegen sind im Wasser in Bezug auf die Badegewässerhygiene kein Problem: Badegäste verbringen nur kurze Zeit im Wasser und die Wasseraufnahme in den Körper ist gering.
Wie geht der Filter mit Algenblüte (insbesondere Blaualgen / Cyanobakterien) um?
Nährstoffe wie Phosphat und Stickstoff können indirekt Badegewässer belasten, indem sie bei geringer Fließgeschwindigkeit zu einer Massenvermehrung von Phytoplankton, Algen und Cyanobakterien (Blaualgen) führen können. Diese Eutrophierung führt zu einer hohen Sauerstoffzehrung (dem „Umkippen“ eines Gewässers), was zu Fischsterben und Geruchsbildung führen kann, aber keine unmittelbar schädlichen Auswirkungen auf Badende hat. Einige Cyanobakterien scheiden jedoch gesundheitsgefährdende Toxine aus, so dass eine Massenentwicklung von Blaualgen zu einer Schließung der Badestelle führen würde. Doch sind Toxine absondernde Cyanobakterien insbesondere von stehenden Gewässern bekannt – die bisher in der Spree nachgewiesenen Arten von Blaualgen sondern keine Gifte ab. Zudem reduzieren Algen die Sichttiefe, wodurch die Sicherheit des Badebetriebs eingeschränkt wäre. Der Filterprozess im FLUSS BAD BERLIN reduziert auch die im Wasser vorhandenen Algen und Cyanobakterien. Der Filter wurde so konzipiert, dass er innerhalb von 24 Stunden das Wasser des Badebereichs komplett austauscht. Da die allermeisten Bakterienarten eine Verdopplungszeit von ein bis vier Tagen haben, bedeutet eine Aufenthaltszeit von einem Tag für das Wasser im Badebereich, dass die Algen keine Zeit haben, sich signifikant zu vermehren. Weitere Nährstoff- und Keimeinträge durch die Badenden werden durch die permanente Erneuerung des Badewassers ebenfalls abgeleitet.
Die Untersuchungen am Testfilter haben verschiedene Filterverfahren erprobt. Welche Filterart hat sich dabei als besonders geeignet erwiesen?
Die Untersuchungen haben ergeben, dass ein gröberer und damit langzeitstabiler Filterkies den Vorzug erhalten sollte. Mit diesem Material kann sichergestellt werden, dass nur so viel organisches Material zurückgehalten wird, wie der Filter kontinuierlich biologisch abbauen kann. Der Schlüssel zu einer angemessenen und kosteneffizienten Wasseraufbereitung liegt in der Kombination des Filters mit einem weiteren Verfahrensschritt, um ein Multi-Barrieren-System aufzubauen. Im Normalbetrieb reicht die Filtration durch den Kies aus. Bei Bedarf, also im Falle von Mischwassereinleitungen, könnte zusätzlich eine Desinfektionsanlage mit UV-Strahlung zugeschaltet werden.
Wie funktioniert der Filter bei Starkregenereignissen?
Bei Starkregen kommt es zu einer extremen Verschmutzung des Kanals, da ungeklärte Abwässer (durch Überlauf der überlasteten Kanalisation) eingeleitet werden. Diese Verschmutzung tritt rasch ein, bleibt aber aufgrund des Fließens nur für kurze Zeit (meist ein bis drei Tage) bestehen. Die maximal 90-prozentige Reinigungswirkung des Filters ist dann nicht mehr ausreichend. Denn bei solchen extremen Belastungsspitzen müsste der Filter eine Leistungsfähigkeit von 99 Prozent haben, um die Keimbelastung abbauen zu können, das wäre 10x mehr.
Allerdings besteht in diesen Situationen die Möglichkeit, die Wasserzufuhr zu drosseln, um die Verweildauer des Wassers im Filter zu verlängern und dadurch den Wirkungsgrad zu erhöhen. Auch kann die Wasserzufuhr in den Badebereich vorübergehend ganz gestoppt werden, so dass das nach der Filterung immer noch zu stark belastete Flusswasser gar nicht erst dorthin gelangt . Das Volumen des Schwimmbereichs (45.000 Kubikmeter) reicht aus, um ohne Zufuhr von gereinigtem Wasser die Wasserqualität für diesen kurzen Zeitraum aufrechtzuerhalten. Nur bei extremsten Bedingungen, z.B. bei Starkregen über viele Tage oder einem Befall mit Blaualgen, müsste der Schwimmbetrieb vorübergehend eingestellt werden. Die Daten unserer Testfilteranlage zeigen jedoch, dass in der Beobachtungszeit (2017 bis 2019) so ein Fall nie eingetreten wäre.
Wie funktioniert der Filter in Trockenperioden?
In den Sommermonaten kann das Wasseraufkommen der Spree aufgrund von Trockenheit stark abnehmen. Generell ist der Wasserhaushalt der Spree überaus komplex und das Ergebnis einer großen Zahl gleichzeitiger Einspeiser und Verbraucher.
Für den Betrieb von Fluss Bad Berlin ist maßgeblich, ob an der Staustufe Mühlendamm weiter ein Abfluss stattfinden darf und wenn ja, wie die zur Verfügung stehenden Wassermengen verteilt werden können. Um das bei Trockenheit weniger werdende Wasser konkurrieren dann nämlich drei unterschiedliche Anliegen: 1. Die Schleusenanlage (für die Schifffahrt durch die Stadt), 2. die künftige Fischtreppe (für das Ökosystem in der Stadt) und 3. Fluss Bad Berlin (für das soziale und kulturelle Leben in der Stadt). Von den drei Verbrauchern hat das FLUSS BAD BERLIN mit 250 bis 500 Litern Wasser pro Sekunde den geringsten Bedarf. Dieser Wasserdurchsatz kann vermutlich weiter reduziert werden. Steht aber über längere Zeit gar kein ankommendes Wasser zur Verfügung, muss der Schwimmbetrieb vorübergehend eingestellt werden. Ein Konzept für ein künftiges Abflussmanagement gilt es im weiteren Verfahren noch zu entwickeln.
Ist der Filterbau überhaupt notwendig? Kann nicht an vielen Tagen im Jahr auch ohne Filter geschwommen werden?
Die von 2017 bis 2019 durchgeführten Untersuchungen rund um den Filter (Testfilterschiff Hans-Wilhelm) haben erstmals eine engmaschige Datengrundlage geschaffen. So können wir nun einschätzen, wie häufig und intensiv Verschmutzungen auftreten. Eine Nutzung des Spreekanals als Badegewässer ist theoretisch auch ohne Filterung möglich. Auch auf weitere Maßnahmen für den Rückhalt von Mischwassereinleitungen oder zu deren Abschirmung könnte theoretisch verzichtet werden. Die Voraussetzung dafür wäre gleichermaßen, das ein System zur Prognose der Wasserqualität (wie „ibath water“) eingesetzt werden darf. Die durchschnittliche Dauer und Qualität der Nutzung wäre entsprechend geringer.
Wir halten aber an der Einschätzung fest, dass eine dauernde Filterung des Wassers angestrebt werden sollte, denn der Filter hat mehrere Vorteile: Er führt dazu, dass der Schwimmbereich in der Saison fast immer geöffnet sein kann. Und auch in „normalen“ Phasen, in denen es keine Überläufe der Kanalisation gegeben hat, verbessert der Filter die Wasserqualität im Spreekanal spürbar. Um die Berliner*innen (wieder) mit „ihrer“ Spree in Kontakt zu bringen, könnte die besondere Reinheit des Wassers und vor allem die durch den Filter hergestellte Sicherheit und Kontrolliertheit der Situation einen Unterschied machen. Zudem stellt der Filter bei plötzlichen Unwettern und den dann auftretenden Einleitungen einen Zeitpuffer von circa drei Stunden her und senkt die Anforderungen an ein System zur Prognose der Wasserqualität und eine plötzlich erforderlich werdende Sperrung des Schwimmbereichs. Die Filterung des Wassers und die dadurch erzielte Verbesserung der Qualität und Sicherheit des Schwimmens sowie die begleitenden psychologischen Effekte sind zentrale Aspekte des Konzepts von Fluss Bad Berlin.
Könnte der Filter verkleinert werden?
Basierend auf den Daten, die bisher im Rahmen des Betriebs des Fluss Bad Testfilters gesammelt wurden, erscheint eine deutliche Größenreduktion und Vereinfachung des Filterbauwerks als eine so erfolgversprechende Möglichkeit, dass diese Variante jetzt präferiert wird. Die Fläche des Filters kann um mehr als 50% reduziert werden.
Der Abschlussbericht zur Untersuchung der Filtersysteme aus dem Jahr 2022 erlaubt diese Schlussfolgerung. Wesentlicher Nenebeneffekt ist der Wegfall des Hochwasserdükers, der unter dem Filter geplant war. Deshalb ist der Effekt dieser Verkleinerung noch erheblich größer.
Könnte auf die unter dem Filter liegende Hochwasser-Ableitung (Düker) verzichtet werden? Wie häufig kommt es vor, dass der Hochwasserdüker notwendig wäre?
Bei einer wesentlichen Verkleinerung der Filterfläche könnte der Hochwasser-Düker vollständig entfallen und die Hochwasserdurchleitung parallel zum Filter erfolgen.
Kommt es durch den Badebetrieb zu Wasserverunreinigungen? Welche Anforderungen an die Filtertechnik erwachsen daraus?
Der geplante Filter liegt oberhalb des Schwimmbereichs und dient zur Reinigung des dort einfließenden Wassers. Der flussabwärts liegende Schwimmbereich wird im Durchlauf betrieben. Somit erreichen die Einträge, welche die Badenden ins Wasser bringen, den Filter nicht. Allerdings sind diese auch sehr gering und werden durch das kontinuierlich nachlaufende, gefilterte Wasser ausgespült.
Stimmt das wirklich?
Es soll ein Schwimmverbot für Kinder geben?
Nein, ein generelles Schwimmverbot soll es nicht geben. Da das Flussbad aber eigentlich keine Flachwasserbereiche hat, eignet sich diese Wasserfläche nicht für Nichtschwimmer*innen. Das künstliche Anlegen einer solchen Flachwasserzone ist wegen des engen Kanals kaum möglich.
Die geplante Freitreppe an der Schlossfreiheit ist nicht barrierefrei?
Die Freitreppe selbst ist nicht barrierefrei. Ein separater Aufzug führt aber auf die untere Plattform zum Wasser.
Der geplante Filter zur Reinigung des Flusswassers funktioniert nicht?
Der geplante naturnahe, Schilf bepflanzte Filter funktioniert und entspricht sogar ziemlich genau den anfänglichen Erwartungen bezüglich der Reinigungsleistung.
Wichtig ist aber zu verstehen, dass das Fluss Bad Konzept nicht darin besteht, dass alleine mit dem Filter und zu jedem Zeitpunkt die Spree in Badegewässerqualität verwandelt wird.
Der Filter ist ein Baustein innerhalb eines mehrteiligen Systems, welches in der Gesamtheit sicherstellt, dass generell die Wasserqualität deutlich besser ist und was aber zuerst und immer verhindert, dass Badende einem Wasser mit zu hoher Keimbelastung ausgesetzt werden (siehe hierzu FAQ "Wie wird die Wasserqualität der Spree sichergestellt?"). Innerhalb des Gesamtsystems ist der Filter nach heutiger Erkenntnis kein zwingend notwendiges Element, sondern sorgt dafür, dass deutlich öfters bzw. länger geschwommen werden kann und die Wasserqualität deutlich besser ist.
Die erwarteten Kosten für Planung und Realisierung des Projektes betragen inzwischen bis zu 200 Millionen Euro?
Nein. Das ist Unsinn, siehe hierzu unsere Ausführung zu der FAQ "Was ist von anderslautenden Kostenschätzungen, die in der Presse kursieren, zu halten?".
Fluss Bad Berlin gefährdet den Status der Museumsinsel als Weltkulturerbe.
Das Flussbad ist nur ein Feigenblatt. Ein kurzer Abschnitt wird gesäubert, der Fluss insgesamt bleibt dreckig.
Die erste Schule, die das Land baut, kann ein Feigenblatt für eine bisher unzureichenden Bildungspolitik sein, wenn keine zweite folgt. Das gilt auch für das Fluss Bad Berlin. Aber die Anzeichen, dass das Land Berlin Fluss Bad Berlin umsetzt und dafür andere Maßnahmen runterfährt, sind nicht gegeben. Unsere Hoffnung geht in die andere Richtung, dass durch das Pilotprojekt die Anstrengungen insgesamt größer werde. Siehe hierzu FAQ "Welchen Beitrag leistet FLUSS BAD BERLIN für die Wasserqualität der gesamten Spree?".
Es ist ein elitäres Projekt für Hipster und Touristen – und ein Greenwashing Projekt dazu!
Für diese Kritik gibt es keine Grundlage. Kein Aspekt des geplanten öffentlichen Raums oder der Nutzung lassen eine Bevorzugung bestimmter Gruppen befürchten – ausgenommen Kinder und Nichtschwimmer*innen. Im Gegenteil: Ein Nutzungsangebot, was keine (Bezahl-, Sozial oder Bildungs-) Barrieren hat, ist natürlich prinzipiell anti-elitär und bildet sogar ein Gegengewicht in einer Stadt, wo große Teile des öffentlichen Raums in der Gefahr sind, privatisiert zu werden. Darüber hinaus führt die Reetablierung des Gemeingebrauchs dazu, dass viel mehr Menschen das Wasser nutzen können, nicht nur Eigentümer von Motoryachten. Damit wäre auch dieser Aspekt anti-elitär. Es ist eine rechtspopulistische Masche, Interessen herabzuwürdigen, indem sie vermeintlich mit einer Elite und/oder Minderheit verknüpft werden, vermeintlich im Gegensatz zu den Interessen „des Volkes“, wenngleich die Tatsachen auch sehr eindeutig für das Gegenteil sprechen.
„Greenwashing“ – allein der Begriff suggeriert, dass mit dem Projekt versucht wird, ein Eindruck einer positiven Umwelt- oder Klimaschutzwirkung in der Öffentlichkeit zu erzeugen, der aber nicht einlösbar ist. Das ist jedoch falsch: Mit dem Projekt werden keine Ziele verkündet, die nicht eingehalten werden können. Das Projekt hat tatsächliche positive Effekte für die Wasserqualität durch Wasserreinigung und Wasserreinhaltung. Darüber hinaus hat Fluss Bad Berlin – als Pilotprojekt - großes Veränderungspotential (Ein Pilotprojekt für ein perspektivisches Schwimmen überall in Flüssen). Es generiert einen Anstieg der öffentlichen Wahrnehmung, weshalb langfristige Auswirkungen erheblich positiv sein könnten und umgekehrt, sich einer klaren Beurteilbarkeit entziehen.
Das Flussbad generiert Menschenmassen, Müllberge, Graffiti und Fäkalien.
Alle genannten Problemfelder haben eines gemeinsam: Sie sind gut steuerbar und sie sind ein Stück weit auch herbeiphantasiert. Das Fluss Bad Berlin Projekt plant weder Bierausschank, noch Imbissbuden. Allein das Beispiel der Freitreppe: Diese umfasst in ihrer Fläche nur etwa 1,4% des Schlossplatzes inklusive Einheitsdenkmal. Selbst wenn – was völlig fiktiv ist – die Nutzung der Treppe erheblich anders wäre als die des Restplatzes, wären wir weit davon entfernt, eine wahrnehmbare Veränderung im Gesamtkontext zu haben, denn auch alle anderen Menschen außerhalb dieses Umkreises müssten zu gegebener Zeit auf ein WC.
Die Diskussion um das Fluss Bad Projekt im Kontext der Diskussion um die Freitreppe am Humboldt Forum ist exemplarisch für eine diffuse Abwehrhaltung gegenüber dem Fluss Bad Projekt. Bezeichnend für diese Art der (Sündenbock-)Kritik ist die Verknüpfung allgemeiner oder überall vorhandener Probleme mit dem Fluss Bad Berlin. Ebenfalls oft im Zusammenhang mit dem Fluss Bad Berlin ist von Imbissbuden, Wasserrutschen oder gar einem Spaßbad zu lesen. Dabei handelt es sich um hinzuerfundene Aspekte, die erst erfunden werden, dann als gesetzt betrachtet werden und schlussendlich kritisiert werden. Was aber soll mit dem Herbeifantasieren solcher Bilder erreicht werden?
Unserer Meinung nach soll die faktische Machbarkeit eines solchen stadtgesellschaftlich relevanten Projekts in Frage gestellt werden. Ängste (vor fremden Menschen, vor Chaos, Glaube in das Schlechte des Menschen, etc.) sollen geschürt werden. Das Vertrauen in die Lösbarkeit gewöhnlicher Ordnungsaufgaben soll untergraben werden und schlussendlich soll das Vertrauen in die fachliche Kompetenz der Macher*innen beschädigt werden.
Für das Geld könnten alle Regenüberlauf Einleitungen unterbunden werden. Das Schwimmen wäre dann überall möglich.
Für diese Behauptung kennen wir keine Grundlage. Es existiert nach unserer Information seitens der Berliner Wasserbetriebe oder SenUMVK zunächst kein Konzept für so eine Modernisierung des Berliner Abwassersystems. Aber vermutlich ist es richtig, dass so ein Projekt (Abkoppelung, Bewirtschaftung usw.) sehr langfristig und unvergleichlich viel teurer als das Fluss Bad Projekt sein dürfte. Die langfristige und ganzheitliche Verbesserung der Spree ist eine wichtige „Sowieso-Aufgabe“ und steht in keiner Konkurrenz zum Fluss Bad Berlin Projekt. Umgekehrt ist die Vermutung berechtigt, dass eine Nutzbarkeit der Spree als Badegewässer die Popularität der „Sowieso-zu-erfolgenden“-Investitionen steigern könnte, also sogar dafür synergetisch wirken könnte.
Indem der Fokus auf andere heute sehr fiktive Vorhaben verschoben wird, wird eine Scheinauswahl suggeriert. Tatsächlich geht die Gegenüberstellung am Thema vorbei. Das Konkurrenznarrativ ist nicht haltbar, im Gegenteil: Eine seriöse Grundlage für das Aufzeigen dieser Alternative ist nicht gegeben. Es kann sicher ausgeschlossen werden, dass ein Gesamtumbau der Regenüberlauf Einleitungen der Innenstadt in einem vergleichbaren Budget zu leisten wäre.
Es wäre besser investiert, Schwimmbäder zu sanieren, als mit dem Projekt weiterzumachen.
Eine Vergleichbarkeit zwischen dem Stadtentwicklungsprojekt wie Fluss Bad Berlin und einem Schwimmbadbau ist nicht gegeben. Neben dem Schwimmen werden bei Fluss Bad Berlin viele weitere Ziele verfolgt wie die Forschung zu Wasserreinigung und Wasserreinhaltung, die Renaturierung der Ufer, die Schaffung ökologischer Nischen für die Tier- und Insektenwelt, dringend erforderliche Modernisierungsmaßnahmen des Kanals und der Kanalisation, die Schaffung von Naherholungsflächen rund ums Wasser, die Schaffung eines kostenfreien Angebots in der Innenstadt, die Verbesserung des Mikroklimas in der Innenstadt, die Wiederbelebung einer Berliner Tradition, Aneignung und Nutzbarmachung eines weitestgehend ungenutzten öffentlichen Raumes, die Verbesserung der innerstädtischen Lebensqualität, sowie die Schaffung eines Orts der Inklusion und Teilhabe.
Im Umkehrschluss bedeutet dies: Schwimmbäder und Fluss Bad Berlin stehen nicht in Konkurrenz zueinander.
Ein Zahlenbeispiel aus unserer Stellungnahme zum BdSt: „Zunächst liegt der Sanierungsbedarf für die Berliner Bäder nach offiziellen Angaben bei mehr als 400 Mio. Euro. Der mittel- und langfristige Sanierungsplan der BBB geht mit Stand vom 27.8.2021 von einem Sanierungsvolumen in Höhe von ca. 400 Mio. EUR aus. Diese Summe beinhaltet nicht die Kosten für Neu- und Ersatzneubauten (Quelle SenInnDS).
D.h. durch Einsparung der Kosten für das Fluss Bad Berlin Projekt (77 Mio. €) wären bei weitem nicht die Hälfte der 400 Mio. zu bestreiten.“
Der Kritik fehlt hier eine Grundlage im Sinne einer Gegenüberstellung wie Kosten Nutzen o.ä. Stattdessen werden Begriffe wie Flussbad und Schwimmbad ebenso wie die dazugehörenden Zahlen der Sanierung/Modernisierung gegenübergestellt. Doch der Vergleich hinkt wie der Vergleich von Äpfel mit Birnen.
Die geplante Treppe am Humboldt Forum ist als 1. Teil des Fluss Bad Projektes schon während der Planung auf 400% der ursprünglich geschätzten Kosten gestiegen. Das zeigt, was von dem Projekt und deren Planern zu erwarten ist.
Der Verein hat 6 Millionen Fördergelder bekommen, aber es gibt kein Ergebnis, noch nicht einmal eine Planung! Millionen wurden verschwendet für nichts.
Investitionen in Forschung und Konzeption von Fluss Bad Berlin haben sich erkennbar bezahlt gemacht. Das Konzept für das spätere Projekt ist damit jetzt schon besser, billiger und einfacher geworden. Die Kritik („noch nicht mal in der Planung“, „noch nicht mal Planfeststellung“) lässt keine ernsthafte Auseinandersetzung mit unserem Programm erkennen, wie man es besser könnte oder welche Aspekte eventuell nicht sinnvoll sind oder gar fehlen. D.h. der Maßstab ob, wodurch oder in welchem Maße bei Fluss Bad Berlin überhaupt Gelder verschwendet wurden, fehlt. Die enthaltene Behauptung, dass die „Planung“ das sei, was man erwarten dürfte, zeigt, dass Kritiker*innen keine Ahnung von den Anforderungen eines derartig komplexen und innovativen Projektes haben, wo Forschungsaspekte und gesetzliche Grundlagen parallel mitentwickelt werden müssen.
Zudem werden die Ausgaben bei der Mittelverwendung von den Geldgeber*innen streng kontrolliert und selbstverständlich wurden sämtliche Mittel wie vorher geplant verwendet.
Auch die vereinbarten Ziele wurden erreicht wie die weitere Konzeption des Projekts in den einzelnen Etappen, die sehr umfangreichen Forschungsprogramme zur Wasserqualität und zur Filterreinigung, die Planung und Durchführung von Veranstaltungen wie die Gartengespräche, aber auch das Pokalschwimmen, die Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Erstellung von Printprodukten, sowie die Unterhaltung und Bespielung des Fluss Bad Gartens. Zu den Projektzielen gehört nicht die Planung.
Der Spreekanal lässt sich grundsätzlich mit keinem vernünftigen Aufwand reinigen. Das Projekt ist deshalb zum Scheitern verurteilt.
Die vom Fluss Bad Berlin getesteten Filter entsprechen den Erwartungen und haben sich damit bewährt. Auch die Wasserqualität der Spree lässt sich mittlerweile genauer verstehen (geringere Anforderungen im Trockenwetterfall) und zeigt ein sehr regelmäßiges Verhalten auf. Der Filter für das Fluss Bad Berlin Projekt kann deshalb sogar kleiner ausfallen als ursprünglich angenommen. Ein Sonderfall bleiben die Regenüberlauf Einleitungen. Diese werden beherrschbar über ein Prognosesystem und ggfs. über eine UV Anlage.
Schon der Spreekanal heute hält mehr als 90 Prozent der Zeit die Grenzwerte.
betr. Badegewässer in Europa ein. Wer also diese Behauptung aufstellt, ist nicht auf dem aktuellen Stand.
Zudem ist die moderne Strategie für das Fluss Bad Berlin Projekt mehrteilig: Richtiger Zeitpunkt (per Prognose etc.) + Reinigung im Trockenwetterfall ggf. auch Regenwetter (z.B. UV Anlage) + Wasserreinhaltung (Regenüberlauf Bewirtschaftung) => erzeugt großen Effekt mit geringem Mitteleinsatz.
Im übrigen wird der Umgang mit veränderlichen Wasserqualitäten gegenwärtig zum Standard in Europa.
Der Verein hat Fördergelder veruntreut.
… hat Fördergelder veruntreut und Mittel umgelenkt.
… ist korrupt.
Der Verein hat einen überdurchschnittlich gute Track Record: Bei mittlerweile 170 durchgeführten Vergaben im Programm ‚Nationale Projekte des Städtebaus‘ wurde bisher lediglich eine einzige Vergabe beanstandet. Besonders ärgerlich ist, dass das offensichtliche Bemühen des Vereins einer überdurchschnittlich sauberen Vergabe, nun dennoch als Verstoß wegen eines technischen Fehlers gewertet wird. In den Medien wurde der technische Fehler zu einem Veruntreuungsverdacht extrudiert. Immerhin konnte der Verdacht der Bevorzugung ausgeräumt werden. Mehr Informationen finden sich in unseren Newsletter Spezial und Newsletter Spezial II.
Die Kosten für das Projekt betragen mehr als 200 Millionen Euro.
Variationen dieser Behauptung bezüglich der Kosten schwanken auf Kosten bis zu 350 Millionen Euro. All diesen Zahlen ist gemein, dass sie nicht mit den Zahlen übereinstimmen, die beruhend auf der 2018 vorgelegten vertiefenden Konzeption für das Fluss Bad Berlin von ausgewiesenen Fachingenieuren mit 68,6 Millionen Euro prognostiziert wurden. Und ebenso gemein ist diesen Zahlen, dass für keine einzige dieser Zahlen Grundlagen oder Berechnungen vorgelegt wurden. Denn vermutlich sind diese Zahlen frei erfunden. Der bauliche Aufwand für das Projekt kann nach Auffassung des Vereins basierend auf den 2022 veröffentlichten Ergebnissen zur Wasserqualitätsforschung deutlich verringert werden, damit einhergehend ist auch mit einer deutlichen Reduktion der zu erwartenden Kosten zu rechnen. Aktualisierte Kostenprognosen werden nach Vorlage einer vereinfachten Projektkonzeption ermittelt werden.
Der Verein weigert sich die Forschungsergebnisse und Labordaten zum Fluss Bad Testfilter zu veröffentlichen.
- Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (04/2022)
- TU-Berlin Fachgebiet für Siedlungswasserwirtschaft (04/2022)
- TU-Berlin Fachgebiet für Umweltverfahrenstechnik (04/2022)
- Umweltbüro für Berlin und Brandenburg e.V. UBB (05/2022)
-
KLS Gewässerschutz Dr. Jürgen Spieker (05/2022)
Übermittlung Zulaufdaten der Filter (Anmerkung: Die Ablaufdaten wurden hier nicht an die Empfänger*innen übermittelt, da es hier um die Bewertung des Ist-Zustandes der Spree ging und dafür lediglich die Zulaufdaten relevant sind.)
- Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (02/2022)
- Landesamt für Gesundheit und Soziales (02/2022)
- Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (02/2022)