Wie oft werden Abwässer in den Spreekanal eingeleitet?
Bei Starkregen wird die Kanalisation geflutet. Das führt dazu, dass sie die anfallenden Wassermengen nicht auf dem normalen Weg ableiten kann. Für diese Fälle sind die sogenannten „Einleitbauwerke“ vorgesehen, an denen dann ein Gemisch aus ~90% Regenwasser und ~10% Abwasser in die Spree „überlaufen“ und dem Kanalsystem Entlastung verschaffen. Mit diesem „Mischwasser“ wird also ungeklärtes Abwasser mit Fäkalien aus der Kanalisation in den Fluss transportiert. Im Bereich des Spreekanals gibt es zehn von diesen Überlaufstellen. Daten zur Mengenerhebung des eingeleiteten Mischwassers oder zur Häufigkeit der Mischwasserenleitung liegen nur über ältere Kanalnetzmodellierungen vor. Laut Modell verantwortet eine Einleitstelle bei etwa 10 Überlaufereignissen im Jahr 32.000 Kubikmeter Mischwasser, die anderen neun Einleitstellen leiten zusammen 13.000 Kubikmeter Mischwasser ein, die auf 4-6 Ereignisse verteilt sind. Diese Modellzahlen werden gerade unter Einbezug der trocknen letzten Jahre und eines aktualisierten Modells neu errechnet. Das große Überlaufbauwerk im Spreekanal, das für ca. 70 Prozent der jährlichen Belastungen im Abschnitt des Spreekanals verantwortlich ist, misst übrigens 1,8 Meter im Durchmesser. Diese Kanalstrecke könnte Stauraum für etwa 5.000 Kubikmeter Mischwasser werden. Überprüft wird diese Maßnahme im Moment durch Modellrechnungen der Berliner Wasserbetriebe. Ebenfalls relevant für Spreekanal ist der Zustrom aus Mischwasserüberläufen stromaufwärts. Dazu liegen echte Messwerte vor, die zeigen, dass es im Schnitt 2008-2013 etwa 16 Mischwasserüberläufe in der Hauptspree gab. Seit 2014 bis 2022 liegt dieser Durchschnitt nur noch bei ca. 6 Überläufen pro Jahr. Zurückzuführen ist dies sowohl auf Maßnahmen der Berliner Wasserbetriebe (Schaffung von Speichern/ Erhöhung der Überlaufschwellen) als auch auf einen Rückgang der Niederschläge.
Warum werden die Einleitungen der Abwässer nicht verhindert?
Durch das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe werden durchaus Anstrengungen unternommen, die Anzahl und Menge der Einleitungen zu reduzieren. Dafür werden diverse Maßnahmen kombiniert, die vor allem die anfallende Menge des Wassers verringern (z.B. Entsiegelung, Versickerung) oder die temporäre Speichermöglichkeiten schaffen.
Fluss Bad Berlin hat solche Maßnahmen zur Modernisierung der angrenzenden Kanalisation mitgedacht: die Errichtung eines Bewirtschaftungsbauwerks am Ende des größten Regenüberlaufrohres. Mit einem Volumen von ca. 5000 Kubikmetern ist es als zusätzlicher Abwasserspeicher nutzbar. Dadurch könnte an dieser Stelle schon der größte Teil (< 70 %) der Einleitungen in den Spreekanal verhindert werden.
Was wissen wir über Schadstoffe auf dem Grund des Spreekanals?
Der Grund des Kanals, die sogenannten Sedimente, sind bislang nicht vollständig untersucht worden. Allerdings wurden von uns und von anderen Projektträgern Proben genommen, z.B. zur Bestimmung des Belastungsgrades bzw. der Deponieklasse für das Sedimentmaterial. Dabei wurden keine außergewöhnlichen bzw. kritischen Belastungen des Kanalbodens festgestellt. Es ist zu beachten, dass für die Nutzung letztlich das Vorhandensein von belastenden Stoffen auf dem Grund des Flusslaufes an sich noch kein Problem darstellt, weil es keine Flachwasserbereiche gibt, sondern nur dann, wenn es auch zu erheblichen Rücklösungen käme, also das Wasser im Spreekanal durch Schadstoffe im Sediment erheblich belastet würde.